Borrelien sind Bakterien, die durch einen Zeckenstich übertragen werden können. Häufig erkennt man eine Lyme-Borreliose-Erkrankung an dem Symptom der Wanderröte. Diese ringförmige Hautrötung kann einige Tage bis Wochen nach einem Zeckenstich rund um die Einstichstelle beobachtet werden. Allerdings tritt sie nicht bei allen Patienten mit Lyme-Borreliose auf.
Was ist Borreliose?
Die Lyme-Borreliose, umgangssprachlich auch häufig nur als Borreliose bezeichnet, wird von einem spiralförmigen Bakterium namens „Borrelia burgdorferi“ ausgelöst. Bekannt ist die Krankheit zwar schon seit über 100 Jahren; Willy Burgdorfer entdeckte aber erst 1982, dass sie durch Bakterien ausgelöst wird, die im Darm der Zecke leben.
In Deutschland sind Borrelien – wie Borreliose-Bakterien auch genannt werden – die am häufigsten durch Zecken übertragenen Krankheitserreger. Sie befinden sich im Mitteldarm der Zecke, darum dauert es einige Stunden, bis sie in den menschlichen Organismus gelangen. Für Borreliose-Infektionen gibt es keine bundesweite Meldepflicht, die genaue Häufigkeit der Erkrankung ist daher nicht bekannt. Laut Robert Koch-Institut (RKI) schwankt die Inzidenz der gemeldeten Fälle in den Bundesländern mit Meldepflicht zwischen jährlich 26 Erkrankungen/100.000 Einwohnern (2015) und 41 Erkrankungen/100.000 Einwohnern (2013).
Lyme-Borreliose – Symptome und Krankheitsverlauf
1. Lokalinfektion (Stadium 1): Oft zeigt sich die typische Wanderröte (Erythema migrans), eine ringförmige Rötung rund um die Einstichstelle. Da es jedoch bis zu 28 Tage dauern kann, bis die Rötung zu sehen ist, sollte die Einstichstelle nach einem Zeckenstich mehrere Wochen lang gut beobachtet werden. Im frühen Stadium einer Lyme-Borreliose werden neben der Wanderröte auch Allgemeinsymptome wie Abgeschlagenheit, Fieber und Kopfschmerzen beobachtet. Im Frühstadium kann eine Lyme-Borreliose gut antibiotisch therapiert werden.
2. Generalisation (Stadium 2): Unter anderem kann es an den großen Gelenken (v. a. Kniegelenken) zu einer Gelenkentzündung (Arthritis) kommen. Ist das Nervensystem betroffen, tritt eine Gesichtslähmung, eine Nervenwurzel- oder eine Hirnhautentzündung auf. Auch eine Herzleistungsstörung oder eine Herzbeutelentzündung wurden in diesem Stadium beschrieben.
3. Organmanifestation (Stadium 3): Wird die Erkrankung erst später diagnostiziert, können die Borrelien bereits bleibende Schäden verursacht haben. Oft treten chronische Gelenkentzündungen auf. Außerdem können Herzprobleme, Lähmungen und Beeinträchtigungen der geistigen Leistungsfähigkeit durch Borrelien verursacht werden. Auch in diesem Stadium kann die Lyme-Borreliose noch therapiert werden, allerdings lassen sich chronische Schäden nicht rückgängig machen.
Diagnose einer Lyme-Borreliose
Sollten man nach einem Zeckenstich grippeähnliche Symptome oder auch das Auftreten der Wanderröte bemerken, sollte man seinen Hausarzt aufsuchen. Auf sogenannte Borreliose-Schnelltests sollten man hingegen verzichten, denn diese sind nicht sehr zuverlässig, was das Anzeigen einer Borrelien-Infektion angeht.
Ärzte können eine Lyme-Borreliose am leichtesten durch die kreisförmige, großflächige Rötung (Wanderröte), erkennen. Diese tritt häufig im Bereich des Zeckenstiches auf, kann aber auch an anderen Körperstellen vorkommen. Bis sich die Wanderröte ausbildet, kann es bis zu 28 Tage dauern. Wichtig ist daher, die Einstichstelle nach einem Zeckenstich gut zu beobachten.
Wenn eine Wanderröte vorliegt und sich der Patient an einen entsprechenden Zeckenstich erinnert, wird der Arzt die Borreliose mit Antibiotika behandeln. Ein zusätzlicher Bluttest im Labor ist nicht erforderlich, denn Antikörper gegen Borrelien lassen sich im Frühstadium einer Infektion oft noch nicht nachweisen. Umgekehrt ist der Nachweis von Antikörpern noch kein Beweis für eine manifeste Lyme-Borreliose, da sich die entsprechenden Antikörper häufig auch bei Gesunden finden lassen.
Lyme-Borreliose im Spätstadium – was tun?
Schwieriger ist die Diagnose einer Lyme-Borreliose im Spätstadium. Eine Wanderröte ist zu diesem Zeitpunkt nicht mehr sichtbar. Auch an einen Zeckenstich erinnern sich viele Patienten nicht mehr, da dieser unter Umständen schon Jahre zurückliegen kann. Der Arzt muss sich daher die Symptome seines Patienten – wie Veränderungen der Haut, Gelenkbeschwerden oder Gesichtslähmungen – genau anschauen und auch andere Krankheitsbilder mit ähnlichen Anzeichen in Betracht ziehen. Ein positiver Laborbefund bietet keine sichere Diagnose und birgt zudem die Gefahr, dass die wirkliche Ursache der Beschwerden übersehen wird. Werden bei einer Blutuntersuchung im Labor dagegen keine Abwehrstoffe gegen Borrelien gefunden, kann der Arzt eine Lyme-Borreliose im Spätstadium mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausschließen.
Behandlung der Lyme-Borreliose
Da die Lyme-Borreliose eine bakterielle Erkrankung ist, lässt sie sich vor allem im Frühstadium gut antibiotisch behandeln. Dies trifft auch bei Lyme-Borreliose-Erkrankungen von Kindern zu. Bei später auftretenden und chronischen Symptomen sind oft Antibiotikagaben durch mehrwöchige Infusionen notwendig.
Kann man sich gegen Lyme-Borreliose impfen lassen?
Gegen Lyme-Borreliose gibt es derzeit noch keine Impfung für Menschen. Lyme-Borreliose kommt weltweit überall dort vor, wo Zecken leben. Verschiedene Zeckenarten sind als Überträger der Borrelien bekannt. In Europa ist der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) der wichtigste Überträger.
Doch nicht jeder, der durch einen Zeckenstich mit Borrelien in Kontakt kommt, wird auch tatsächlich krank. In vielen Fällen gelingt es dem Körper, die Bakterien in Schach zu halten – die Infektion verursacht dann keine Beschwerden und heilt folgenlos aus. Daher lassen sich auch bei vielen gesunden Menschen Antikörper gegen Borrelien im Blut nachweisen. Bis zu 25 Prozent aller Menschen haben solche Antikörper im Blut. Wirklich krank werden nur 0,3 bis 1,4 Prozent derer, die von einer Zecke gestochen worden sind.
Maßnahmen gegen Lyme-Borreliose
Wer das Risiko einer Lyme-Borreliose-Erkrankung verringern möchte, sollte Zeckenstiche so gut es geht vermeiden. Wer in der Natur unterwegs ist, sollte geschlossene Kleidung tragen und die Socken über die Hosenbeine ziehen. So kann man Zecken den Zugang zur Haut erschweren. Ebenfalls hilfreich ist es, Zecken schnell zu entdecken und zu entfernen. Da ein Zeckenstich keine Schmerzen verursacht, sollte man sich nach einem Aufenthalt im Freien gründlich absuchen. Wo die kleinen Spinnentiere am liebsten zustechen, wurde in einer bundesweiten Studie untersucht.