Die Zecke beißt nicht, sondern sie sticht. Auch wenn das Wort Zeckenbiss weitaus häufiger verwendet wird, ist es wissenschaftlich dennoch falsch. Richtig ist: Zeckenstich.
Wer bei sich eine Zecke entdeckt, spricht meist von einem Zeckenbiss. Bei dem Wort „Stich“ denken die meisten Menschen dagegen eher an einen Mückenstich: schnell passiert, aber auch schnell wieder vorbei. Wer dagegen so lange saugt wie die Zecke, der muss sich doch regelrecht festgebissen haben, oder? Auch die Google-Suche zeigt: Zeckenbiss steht weit vor Zeckenstich.
„Zeckenbiss“ ist wissenschaftlich nicht korrekt
Doch aus wissenschaftlicher Sicht sticht die Zecke ihre Opfer. Wer eine Zecke hat, der hat einen Zeckenstich und keinen Zeckenbiss.
Zecken besitzen einen Stechrüssel (Hypostom), durch den sie Blut saugen, und scherenartige Mundwerkzeuge (Cheliceren). Mit diesen reißen sie die Haut des Wirts auf, wenn sie eine geeignete Einstichstelle gefunden haben. Nun graben sie mit ihrem Stechrüssel eine Grube in das Gewebe. Dort sammeln sich Blut, Lymphe und Gewebebrei. Spezielle Substanzen im Zeckenspeichel verhindern die Gerinnung dieses Gemischs, das die Zecke über mehrere Tage hinweg nach und nach aufsaugt. Der Zeckenbiss ist also kein Biss, sondern ein Zeckenstich.
Die Zecke verschafft sich Zeit
Zeckenstiche werden meist nicht sofort bemerkt. Die Zecke sondert während des Stechens mit ihrem Speichel ein Betäubungsmittel ab, damit das Opfer den Einstich nicht spürt. Der Speichel der Zecke enthält außerdem Stoffe, die verhindern, dass das Blut gerinnt oder die Einstichstelle sich entzündet. So kann die Zecke ungestört Blut saugen. Festen Halt findet sie dabei, auch ohne sich festzubeißen: Ihr Stechapparat ist mit Widerhaken ausgestattet. Zudem produzieren viele Zeckenarten eine Art Kleister, mit dessen Hilfe sich die Zecke fest mit ihrem Wirt verklebt.
Als Stichstelle sucht sich die Zecke bevorzugt dünne, warme und gut durchblutete Hautstellen.
Woran erkennt man einen Zeckenstich?
Zeckenstiche zu erkennen, ist recht schwer. Am einfachsten gelingt dies natürlich, wenn die Zecke noch auf der Haut sitzt und saugt – dies kann unter Umständen bis zu 15 Tage dauern. Aber ist die Zecke bereits abgefallen, unterscheidet sich der Zeckenstich zunächst nicht von einem Mückenstich. Zudem ist er in erster Linie schmerzfrei und juckt auch nicht immer.
Entdeckt man eine Einstichstelle und weiß nicht, ob sie von einer Zecke stammt oder andere Ursachen hat, sollte man die Stelle gut beobachten. Denn es können sich in der Folge anhand von Veränderungen, wie Schwellungen oder Rötungen, erste Anzeichen von übertragenen Krankheitserregern zeigen. Eine Borreliose erkennt man typischerweise durch die sogenannte Wanderröte. Bei einer FSME-Erkrankung treten anfangs grippeähnliche Symptome wie Fieber und Gliederschmerzen auf. Daher bietet es sich an, mit einem Stift die Einstichstelle zu markieren, um die Beobachtung zu vereinfachen.
Die FSME-Viren sind im Speichel der Zecke. Nach dem Stich können sie sofort in die Wunde übergehen. Da die Borrelien zunächst im Mitteldarm der Zecke sind, dauert es eine gewisse Zeit, bis die Borrelien in das Blut gelangen: Man geht davon aus, dass sie erst nach vielen Stunden des Saugaktes in das Blut des Wirts gelangen. Zecken sollten deshalb schnellstmöglich entfernt werden. Vor allem sollte man aber vorab Maßnahmen gegen Zeckenstiche treffen – durch richtige Kleidung, Repellents oder Absuchen. Zudem kann eine Impfung das Risiko einer FSME-Erkrankung nach einem Zeckenstich mindern.