Doch woher weiß das von Natur aus blinde Spinnentier, wann es sich auf der „richtigen“ Questinghöhe befindet? Dieser Frage ist das Forscherteam um Dr. Hans Dautel von Insect Services in Berlin nachgegangen.2 In Glaszylindern mit Holzstäben, die die Zecken erklimmen mussten, haben die Forscher das Verhalten der Spinnentiere untersucht.
Oft sitzen Zecken Tage oder Wochen unbeweglich an einer Stelle. Trotzdem sind sie aktiv und scannen ihre Umgebung auf Wirtstiere, welche sie am Geruch oder der Körperwärme erkennen. Bemerkt die Zecke einen Wirt, streckt sie das erste Beinpaar mit den Geruchsorganen wie Fühler nach vorne und wartet drauf, sich abstreifen zu lassen.2
In freier Natur krabbeln Zecken in Höhen zwischen 40 und 80 Zentimeter
Erwachsene Zecken finden sich vor allem in Höhen von 40 bis 80 Zentimeter; selten in Höhen von 80 bis 130 Zentimeter.4 Frühere Studien5 haben gezeigt, dass sie in der Regel einen Grashalm bis zur Spitze hochklettern, wo sie nach einigem Hin- und Herklettern Stellung beziehen. Dr. Dautel und sein Team haben nun untersucht, ob dies auch der Fall ist, wenn die „Vegetation“ deutlich höher ist als die bevorzugte Questinghöhe der Zecken - in diesem Fall eine Arena aus Holzstäben. Zudem stellte sich die Frage, woran die Zecke erkennt, in welcher Höhe sie sich befindet und ob die relative Luftfeuchtigkeit sowie der CO2-Gehalt der Luft die Kletter-Höhe der Zecken beeinflussen.
Keine einzige Zecke begab sich im Rahmen der Untersuchung an der Spitze der Stäbe in 2 Metern Höhe in Lauerstellung. In einzelnen Fällen wurden Zecken in einer Höhe von mehr als 150 Zentimeter beobachtet, darunter zwei Weibchen und zwei Männchen, die einmalig auf 184 beziehungsweise 200 Zentimeter Höhe angetroffen wurden. Die Mehrzahl der Zecken hatte ihre Questingposition gefunden, ohne bis zur Stabspitze zu klettern.
Bei anhaltend hoher Luftfeuchtigkeit über 80 Prozent steigerten die Zecken ihre Höhe. Bei einer niedrigeren Konzentration von unter 60 Prozent bewegten sie sich nach unten. Da Zecken in der freien Natur bei anhaltend niedriger Luftfeuchtigkeit dehydrieren, klettern sie nach unten, um die feuchte Laubstreuschicht aufzusuchen.
Literaturverzeichnis
1) Dobler, Gerhard. Alles, was Sie zur FSME wissen müssen. MMW-Fortschr. Med. Nr. 12 / 2010.44-47.
2) IS Insect Services GmbH, Dr. Hans Dautel: Untersuchung der Questing-Höhe von Ixodes ricinus Zecken unter Variation der relativen Luftfeuchte und des CO2-Gehalts. Berlin, 2014.
3) Medlock, J.M. et al. Driving forces for changes in geographical distribution of Ixodes ricinus ticks in Europe. Parasites & Vectors 6:1.
4) Mejlon, H.A., Jaenson, T.G.T. 1997. Questing behaviour of Ixodes ricinus ticks (Acari: Ixodidae). Exp Appl Acarol 21, 747–754.
5) Lees, A.D. 1946. The water balance in Ixodes ricinus L. and certain other species of ticks. Parasitol 37, 1–20.