Ganze 22 Minuten und 30 Sekunden. So lange hat der Kroate Goran Čolak 2013 die Luft unter Wasser angehalten. Ein Weltrekord, der jedem Otto Normalschwimmer bereits beim Gedanken daran eine leicht bläuliche Farbe ins Gesicht treibt. Nicht aber den Zecken. Die Spinnentiere können über solch eine Zeit nur müde lächeln. Zu Recht: Zecken können bis zu drei Wochen unter Wasser überleben. Und das quasi von Geburt an. Eines Schwimmabzeichens wie des Seepferdchens bedarf es dafür nicht erst. Denn den Freischwimmer haben Zecken bereits von Haus aus im Gepäck.
Erfrischung der anderen Art
Wenn im Sommer nun endlich die Freibäder ihre Türen öffnen, ist dabei nicht nur der Mensch auf der Suche nach einer Erfrischung. Auch die Spinnentiere freuen sich auf den launigen Badespaß. Ihr Schwimmtalent setzen sie aber nur bedingt ein. Vielmehr sind es die Schwimmenden selbst, an denen sie interessiert sind. Genauer: an ihrem Blut. Als Erfrischung der etwas anderen Art steht es bei Zecken hoch im Kurs. Unter Laborbedingungen können die schwarzbraunen Spinnentiere mit nur einer einzigen Blutmahlzeit satte zehn Jahre überleben. Von der ursprünglichen Bikinifigur ist dann freilich nichts mehr übrig: Eine vollgesaugte Zecke kann das bis zu 200-Fache ihres ursprünglichen Körpergewichts wiegen.
Zecken: vom Sporttaucher zum Klettermaxen
Wenn es darum geht, wie der Parasit an sein begehrtes Erfrischungsgetränk gelangt, geht dieser ganz pragmatisch vor. Dabei setzt er auf möglichst wenig Bewegung. Statt also das kühle Nass aufzusuchen, bleiben Zecken viel lieber auf den Liegewiesen. Im Gras warten sie gemütlich darauf, dass ihre Beute zu ihnen kommt und nicht umgekehrt. Um sie besser zu erreichen, macht das Spinnentier dafür dann mitunter von seiner zweiten sportlichen Kernkompetenz, dem Klettern (Verweis wöchentliche News Kletterparks), Gebrauch. So erklimmen Zecken Gräser und Büsche, um sich dann unbemerkt von ihrer Beute abstreifen zu lassen.
Gefährlicher Badegast
Der anschließende Stich der Zecke bleibt ebenfalls unbemerkt. Für das Opfer kann das fatale Folgen haben. „Zecken können über 50 verschiedene Krankheitserreger mit sich tragen, die sie während des Stechens an ihre Opfer übertragen können“, erklärt Zeckenexperte Prof. (a. D.) Dr. Jochen Süss. „Dazu zählen neben Borreliose-Bakterien auch FSME-(Frühsommer-Meningoenzephalitis-)Viren, die eine Erkrankung der Hirnhaut und des zentralen Nervensystems hervorrufen können“, so der Experte weiter. Die Krankheitssymptome bei FSME sind mit Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen einer Sommergrippe ähnlich. Unter Umständen ist die Erkrankung damit überstanden. Bei einem Teil der Infizierten befällt das FSME-Virus jedoch das zentrale Nervensystem. Bei rund 50 Prozent der Betroffenen kommt es zu einer Entzündung der Hirnhaut, bei circa 40 Prozent zusätzlich zu einer Entzündung des Gehirns. Einige Betroffene tragen dabei schwere gesundheitliche Schäden wie Lähmungen, Schluck- oder Sprechstörungen oder Atemschwäche davon.
Vorsorge beim Badespaß
Trotz der von Zecken ausgehenden Gefahr: Verzichten muss man auf den Gang ins Freibad nicht. Vielmehr können bereits einige Maßnahmen helfen, den Schutz vor dem ungeliebten Badegast zu erhöhen. Helle Kleidung und das gründliche Absuchen der Haut nach dem Badeausflug helfen, den lästigen Klettermaxen schnell auszumachen und ihn anschließend zu entfernen. Das Einsprühen mit Repellents unterstützt die Badegäste dabei, sich den Parasiten vom Leib zu halten. Zusätzlich zu diesen Maßnahmen kann eine Impfung helfen, den Schutz vor FSME zu erhöhen. Die FSME-Impfung bekommt man in der Regel beim Haus- oder Kinderarzt. Eine Grundimmunisierung gegen FSME lässt sich dabei zu jedem beliebigen Zeitpunkt beginnen. Und dann: Auf ins kühle Nass!