Mythos 1: Der Zeckenbiss
Egal, ob bei der Internetrecherche, im Gespräch oder in Zeitungsartikeln. Wenn es um Zecken geht, begegnet uns oftmals der Hinweis, dass die Parasiten beißen. Doch das ist ein Irrtum. Zecken, ähnlich wie Insekten, stechen. Mit einem scherenartigen Mundwerkzeug reißen die Blutsauger die Haut ihrer Wirte auf und saugen dann mit ihrem Stechrüssel das Blut. Da die Tiere bei dem Stich zusammen mit dem Speichel ein Betäubungsmittel abgeben, bleibt der Stich vorerst unbemerkt. So können Zecken in Ruhe ihren Durst stillen. Damit sie nicht den Halt verlieren, ist ihr Stechapparat mit Widerhaken ausgestattet, die sich in der Haut verankern.
Mythos 2: Zecken sind nur im Frühling und Sommer aktiv
Zecken sind nicht nur im Frühling und Sommer aktiv. Obwohl auch der von ihnen übertragene Krankheitserreger der Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz FSME, dies zu vermitteln scheint. Doch die Spinnentiere verfallen erst bei richtig kaltem Klima in eine Kältestarre. Sobald es jedoch an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen 7 Grad Celsius warm oder wärmer ist, sind sie aktiv. In Deutschland reicht die Zeckensaison deshalb in der Regel von Februar bis Oktober. Beginn und Ende der Saison können sich bei entsprechenden Temperaturen aber auch verschieben. Und solange die Parasiten aktiv sind, solange ist eine Ansteckung mit den verschiedenen Krankheitserregern, zu denen das FSME-Virus gehört, durch einen Stich möglich.
Mythos 3: Die Zecke muss beim Entfernen rausgedreht werden
Wer eine saugende Zecke an sich entdeckt, sollte diese schnell entfernen. Hartnäckig hält sich der Irrtum, dass der Blutsauger mit dem Hilfswerkzeug aus der Haut gedreht werden muss. „Zecken haben sich nicht in die Haut gedreht und auch kein Gewinde“, erklärt Prof. Dr. med. Tomas Jelinek, Medizinischer Direktor des Berliner Centrums für Reise- und Tropenmedizin (BCRT). „Daher ist eine Drehbewegung überflüssig.“ Stattdessen das Tier mit dem Hilfswerkzeug vorsichtig hautnah greifen und dann langsam und kontrolliert hochziehen. Wegen der Widerhaken am Stechrüssel hilft es, das Tier durch Hin-und-her-Wackeln zu lösen.
Mythos 4: Zecken fallen von Bäumen
Zecken, die sich von Bäumen auf ihre vermeintlichen Opfer fallen lassen – dieses Bild haben viele Menschen vor Augen. Doch in der Realität kommt das nicht vor. Die Tiere klettern maximal nur 1,5 Meter hoch. Das heißt, dass das Grün der meisten Bäume für sie in unerreichbaren Höhen liegt. Daher sind eher Unterholz, hohe Gräser und Büsche die Lebensumgebung der Blutsauger. Dort warten sie darauf, dass Tiere oder Menschen sich nähern, und lassen sich von diesen abstreifen. Potenzielle Wirte erkennen Zecken am Geruch, an der Körperwärme sowie am ausgeatmeten Kohlendioxid.
Mythos 5: Krankheitserreger werden doch nur von Zecken im Süden übertragen
Viele Menschen, gerade in den nördlicheren Gegenden in Deutschland, denken, dass die „gefährlichen“ Vertreter der Parasiten ja nur im Süden leben. Dies ist aber eine Fehleinschätzung. Zwar befinden sich derzeit die FSME-Risikogebiete vor allem in Süddeutschland, doch die Gebiete breiten sich in den letzten Jahren immer mehr Richtung Norden aus. Daher kann es auch im Norden zu Krankheitsfällen kommen. Und Zecken können neben dem FSME-Virus auch noch weitere Krankheitserreger, darunter die Lyme-Borreliose-Bakterien, übertragen. Ansteckungen mit dieser Infektionserkrankung sind in ganz Deutschland möglich.
Vorsorgemaßnahmen können helfen
Es bietet sich also immer an, Vorsorgemaßnahmen gegen Zecken zu ergreifen. Dazu gehören das Tragen von langer, heller Kleidung, festem Schuhwerk sowie das Einsprühen mit Repellents. Wichtig ist auch, sich nach jedem Aufenthalt in der Natur nach Zecken abzusuchen. Des Weiteren kann ein Impfschutz vorbeugen, nach einem Zeckenstich an FSME zu erkranken. Denn eine FSME-Erkrankung ist im Gegensatz zu Borreliose nicht ursächlich behandelbar. Menschen, die in FSME-Risikogebieten wohnen, arbeiten oder dorthin reisen, wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) eine FSME-Impfung empfohlen.
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