Der Klimawandel und die Zecken
Zecken werden aktiv, sobald die Temperaturen an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen bei über sieben Grad Celsius liegen. Bedingt durch den Klimawandel steigt die Durchschnittstemperatur immer weiter an und die Winter werden zunehmend milder. Die Folge: Zecken überleben die kalte Jahreszeit und sind nahezu das ganze Jahr über aktiv. Dadurch verlängert sich wiederum auch die Zeit, in der sie auf Wirtssuche gehen und Krankheitserreger übertragen können.2 Eine weitere Folge des Klimawandels: Die Durchschnittstemperatur steigt auch in den Höhenlagen weiter an. Dadurch können Zecken auch in höheren Lagen überleben und sich vermehren.2 Das bedeutet für Wanderer und Urlauber im Gebirge: auf Zecken Acht geben und entsprechende Vorsorgemaßnahmen ergreifen.
Gefährliche Zeckengattung in Deutschland: Tropenzecke
Aufgrund der steigenden Temperaturen fühlt sich eine neue Zeckengattung bei uns heimisch, die Hyalomma-Zecke, auch als Tropenzecke bekannt. Hyalomma-Zecken leben eigentlich in Gebieten Afrikas, Asiens und Südeuropas. Erstmalige Funde dieser gefährlichen Zeckengattung gab es bereits 2015 und 2016.3 Über Zugvögel ist sie im letzten Jahr vermehrt nach Deutschland gelangt. Die Tropenzecke ist besonders gefürchtet, da sie ein Virus übertragen kann, das für das gefährliche Krim-Kongo-Fieber und das Fleck-Fieber verantwortlich ist.
Das Klima beeinflusst den Futterbestand der Wirtstiere
Höhere Temperaturen und milde Winter beeinflussen nicht nur Zecken, sondern auch deren Wirtstiere. Dazu zählen Wildtiere wie Rehe und Wildschweine, aber auch Vögel und Nagetiere. Diese Tiere benötigt die Zecke als Wirt, um Blut zu saugen und sich fortzupflanzen. Finden die Wirtstiere mehr zu essen und vermehren sich, vergrößert sich auch die Zeckenpopulation. Welches Ausmaß dieses Zusammenspiel annehmen kann, zeigt das vergangene Jahr: Aufgrund der hohen Temperaturen gab es im Sommer 2016 viele Bucheckern, Eicheln und andere Baumfrüchte. Dadurch haben sich die Nagetiere vermehrt und in der Folge auch die Zecken. Dies blieb nicht ohne Konsequenzen: Das vergangene Jahr gilt als ein Zeckenrekordjahr.4
Rekord der FSME-Fälle
Mehr Zecken bedeutet immer auch ein erhöhtes Risiko für Infektionen mit Borrelien und FSME-Viren. Mit 583 registrierten FSME-Fällen gab es 2018 einen weiteren Rekord.4 Dies ist der höchste Wert seit Einführung der FSME-Meldepflicht im Jahr 2001. Die FSME ist eine Entzündung der Hirnhaut und des zentralen Nervensystems. Die Erkrankung kann bleibende Schäden wie Lähmungen, Sprachstörungen oder dauerhafte Schmerzen nach sich ziehen oder auch tödlich enden. Eine FSME-Infektion ist nicht mit Medikamenten heilbar. Das bedeutet, dass die Ärzte nur schmerzlindernd oder fiebersenkend eingreifen, die Infektion aber nicht aufhalten können. Mit den Folgen der Erkrankung muss der Körper des Betroffenen allein fertig werden.
Umfassende Vorsorge
Wer beim Thema FSME auf Nummer sicher gehen möchte, sollte vorbeugen: Lange Kleidung tragen hilft, den Parasiten den Zugang zur Haut zu erschweren. Zudem sind Zecken auf heller Kleidung leichter zu erkennen und können somit rechtzeitig entfernt werden. Auch das Einsprühen mit insektenabweisenden Sprays kann die Parasiten für einige Stunden auf Abstand halten. Nach dem Aufenthalt in der Natur sollte der Körper gründlich abgesucht werden. Durch Impfen kann man sich zusätzlich vor FSME schützen.
Quellen:
1 Ärztezeitung: Forscher warnen vor Zeckenjahr 2018, https://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/infektionskrankheiten/zecken/article/967251/meningitis-forscher-warnen-zecken-jahr-2018.html (letzter Zugriff: 20.05.2019)
2 Medlock M et. al. Parasites Vectors 2013; doi: https://link.springer.com/article/10.1186/1756-3305-6-1
3 Brugger K et al. Experimental and Applied Acarology 2018; 75/3; doi: https://doi.org/10.1007/s10493-018-0267-6
4 Robert Koch-Institut: Epidemiologisches Bulletin vom 14. Februar 2019 / Nr. 7