Es gab schon Tage, an denen hatte Ronny Epple bis zu sieben Zeckenstiche. Der gelernte Fachagrarwirt für Baumpflege und Baumsanierung ist täglich acht Stunden draußen unterwegs. Er klettert beruflich auf Bäume. Zwar trägt er lange Arbeitskleidung und seine Hosen haben Gamaschen, dennoch schaffen es Zecken immer wieder, sich bei ihm unter den Achseln und im Bereich des Hosenbunds festzusetzen. „Von den Stichen selbst spüre ich selten etwas, meistens jucken sie dann am nächsten Morgen etwas, dann erst stelle ich fest, dass ich mal wieder gestochen wurde. Aber da mir zu Beginn meiner Ausbildung eine Zeckenimpfung nahegelegt wurde, habe ich das gemacht und lasse sie seither auch regelmäßig auffrischen“, erzählt Ronny Epple.
Zecken können bis zu 50 verschiedene Krankheitserreger übertragen
Das Wort Zeckenimpfung ist jedoch etwas irreführend. Denn streng genommen handelt es sich bei dieser vorbeugenden Maßnahme um eine Vakzination, die das Risiko einer Infektion und einer darauffolgenden Erkrankung mit dem FSME-Virus verringern soll. Die durch das Virus ausgelöste Frühsommer-Meningoenzephalitis kann unerkannt zu einer Entzündung der Hirnhaut und des zentralen Nervensystems führen und schwere Langzeitschäden nach sich ziehen. Korrekterweise heißt es also nicht Zeckenimpfung, sondern FSME-Impfung. Zecken können neben FSME-Viren und Borreliose-Bakterien noch viele weitere Krankheitserreger übertragen – bis zu 50. Zeckenexperte Dr. med. Udo Polzer ist Ärztlicher Direktor und Chefarzt für Neurologie, Gerontopsychiatrie, Schmerztherapie und Schlafmedizin am Asklepios Fachklinikum Stadtroda. Er bezeichnet die kleine Milbe aus der Familie der Spinnentiere daher gern als „das gefährlichste Tier Deutschlands. Die Zecke reißt mit ihren scherenartigen Mundwerkzeugen (Cheliceren) die Haut des Wirts auf und gräbt eine Grube, aus der sie nachfließendes Blut absaugt. Da der Speichel der Zecke ein betäubendes Sekret enthält, spürt der Wirt nichts vom Stich und ahnt daher auch nichts von der drohenden Gefahr“, beschreibt Polzer die Technik der winzigen Blutsauger.
Zecken klettern nicht auf Bäume
Ronny Epple ist zwar von Beruf Baumkletterer, die Zecke kann jedoch nicht viel höher als auf 1,50 Meter klettern. Entgegen der landläufigen Meinung fallen Zecken nicht von Bäumen. Ihr Lebensraum sind Wiesen, hohe Gräser und Büsche bis zu 1,50 Meter Höhe. Doch der Weg zu einem zu pflegenden Baum führt Ronny Epple auch oft durch Unterholz und Sträucher. Eine Zecke, die dort auf Beute lauert, kann sich leicht abstreifen lassen und macht sich dann auf ihrem Wirt sofort auf die Suche nach einem Stück freier Haut. Besonders häufig sticht sie unter den Achseln, in den Kniekehlen oder am Haaransatz zu. Ein paar einfache Vorsichtsmaßnahmen machen es den millimetergroßen Tierchen schon deutlich schwerer, eine Nahrungsquelle zu finden. Sogenannte Repellents, chemische Duftstoffe zum Sprühen, sorgen dafür, dass sich Mücken und Zecken nicht zum Stechen animiert fühlen. Lange und möglichst helle Kleidung bedeckt die Haut und die schwarzen Spinnentiere sind leichter zu entdecken und abzulesen. Und auch gründliches Absuchen nach jedem Aufenthalt in der Natur kann dazu beitragen, die Zecken noch vor dem Stechen abzusammeln. Zusätzlich kann die Zeckenimpfung dazu beitragen, das FSME-Infektionsrisiko zu senken.
Am besten im Winterhalbjahr an die Zeckenimpfung denken
Nur weil es Frühsommer-Meningoenzephalitis heißt, bedeutet das übrigens nicht, dass Zecken nur im Frühsommer aktiv sind. Ganz im Gegenteil. Ist es an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen sieben Grad warm oder wärmer, erwachen Zecken aus ihrer Kältestarre. Im Großen und Ganzen bedeutet das, dass sie von Februar bis Oktober aktiv sind. Daher bietet sich eine Zeckenimpfung im Winterhalbjahr an. „Der Immunschutz wird mit drei Impfungen aufgebaut. Dabei erfolgen die ersten beiden im Abstand von ein bis drei Monaten, die dritte – je nach Impfstoff – nach fünf oder neun bis zwölf Monaten. Danach ist eine erste Auffrischung nach drei Jahren, anschließend je nach Alter und Impfstoff alle drei bis fünf Jahre nötig“, erklärt Dr. Polzer. Die südlichen Bundesländer Deutschlands, Baden-Württemberg und Bayern, zählen zu den FSME-Hochrisikogebieten. Doch nicht nur, wer dort lebt und arbeitet, wie Ronny Epple, sollte vorbeugen. Sondern auch andere Berufsgruppen, die viel in der freien Natur arbeiten. Wie zum Beispiel in der Landwirtschaft und im Gartenbau.
Mehr über Ronny Epple und seine Leidenschaft erfahren Sie unter www.leidenschaftnatur.de