Nicht nur bei den Menschen gibt es wahre Weltenbummler. Auch Zecken sind durchaus aufgeschlossen, wenn es um das Entdecken neuer Ländereien geht. Obwohl von Haus aus eher Kurzstreckenläufer nutzen Zecken unter anderem Mäuse oder Rehe als Transportmittel, um so neue Gegenden zu erkunden. Ab und an darf es dabei auch mal ein „Flugzeug“ in Form eines Vogels sein. Zecken sind daher beileibe nicht nur in Deutschland präsent – ein Punkt, den es bei der Reiseplanung zu beachten gilt.
Gefährliche Fracht
Ähnlich wie der Mensch gehen auch die Spinnentiere nicht ohne Gepäck auf Reisen. Ihre „Mitbringsel“ sind dabei zwar weitaus platzsparender als Bücher, Badehosen & Co., dafür aber auch nicht so harmlos. Zecken können bis zu 50 verschiedene Krankheitserreger mit sich tragen, die sie während des Stechens an ihre Opfer übertragen können. Dazu zählen auch Borreliose-Bakterien sowie das FSME-(Frühsommer-Meningoenzephalitis-)Virus. FSME ist eine Erkrankung der Hirnhaut und des zentralen Nervensystems, die zu dauerhaften Lähmungen, Schluck- und Sprechstörungen oder Atemschwäche führen kann.
Sechsbeiniger Weltenbummler
Bei ihrer Reiseplanung sind Zecken dabei durchaus weltoffen. In Deutschland sind sie insbesondere in den südlichen Regionen anzutreffen. Bedingt durch Klimaveränderungen und zunehmend milde Winter breitet sich das FSME-Risiko allerdings auch Richtung Norddeutschland und in die Höhenlagen aus. In Europa haben es den Parasiten insbesondere die östlich, nordöstlich und südöstlich gelegenen Länder angetan: Estland, Finnland, Kroatien, Lettland, Litauen, Österreich, Polen, Russland, Schweden, Schweiz, Slowakische Republik, Slowenien, Tschechische Republik, die Ukraine und Ungarn zählen aktuell zu den FSME-Risikogebieten. Und auch vor weiteren Reisen macht die Zecke nicht halt. Neuerdings werden auch in Asien FSME-Fälle gemeldet. Selbst Wüstengebiete scheinen vor dem Entdeckergeist des gefährlichen Parasiten nicht mehr sicher.
Nicht ohne Vorsorge in den Urlaub
Mit Blick auf die weite Verbreitung von Zecken heißt es für Reiselustige daher: Vorsorge bei der Urlaubsplanung. Da es gegen FSME keine ursächliche Behandlung gibt, geht es in erster Linie darum, sich vor dem Stich der Zecke zu schützen. Gleich mehrere Maßnahmen können helfen: Dazu zählen festes Schuhwerk und geschlossene Kleidung, die es der Zecke erschweren, direkt an ihrem vermeintlichen Opfer anzudocken. Insektenabweisende Mittel und helle Kleidung, auf denen sich der Parasit leichter erkennen lässt, können ebenfalls hilfreich sein. Eine 100-prozentige Garantie, dem gefährlichen Stich der Zecke zu entgehen, gibt es aber nicht.
Impfung als zusätzliche Schutzmaßnahme
Neben den genannten Vorbeugemaßnahmen kann eine Impfung davor schützen, nach einem Zeckenstich an FSME zu erkranken. Die Impfung bekommt man in der Regel beim Haus- oder Kinderarzt. Die Grundimmunisierung lässt sich dabei zu jedem beliebigen Zeitpunkt beginnen. „Für den saisonalen Schutz sind, je nach Impfstoff und Schema, zwei oder drei Impfungen innerhalb weniger Wochen erforderlich – hier kann der Arzt beraten. Und mit der richtigen Vorsorge steht der Reiseplanung dann auch nichts mehr im Weg“, erklärt Prof. Dr. med. Tomas Jelinek, Medizinischer Direktor des BCRT Berliner Centrum für Reise- und Tropenmedizin.