Ob Festivals, Grillen oder Picknicken: Wenn es um die Beteiligung an gesellschaftlichen Ereignissen geht, sind Zecken leider flexibel. Da wundert es nicht, dass man auch im Erdbeerfeld vor Zecken keine Ruhe hat. Aber keine Panik: Eine Abkehr von Leckereien wie dem schmackhaften Erdbeereis im Sommer oder Erdbeertorte mit Sahne muss das noch lange nicht heißen. Erdbeeren gehen grundsätzlich auch ohne Zecken. Wenn es um das Pflücken geht, ist dennoch Vorsicht geboten.
Heimvorteil Spinnentier
Denn im Erdbeerfeld fühlt sich der Parasit durchaus heimisch. Für das Spinnentier bieten sich hier ideale Bedingungen, um an seine Opfer anzudocken. Zecken erklimmen dazu Gräser, Büsche oder auch Erdbeerbeete, um sich dann unbemerkt abstreifen zu lassen. Die Witterung ist ihnen dabei weitgehend schnuppe: Ab sieben Grad gehen sie bereits auf Beutetour und trotzen dabei sowohl den kühleren Frühjahresmonaten als auch der hitzigen Sommerzeit. Selbst Väterchen Frost kann sie nur bedingt aufhalten. Verborgen in Laubstreu wartet sie geduldig, bis es wieder wärmer wird, um dann ihren Hunger zu stillen.
Rote Farbe, leckerer Inhalt
Das Interesse von Zecken lässt sich bereits an ihrer Lieblingsfarbe erkennen. Die Farbe Rot hat es ihr angetan, wenn auch mit Einschränkungen. Denn als ausgewiesener Parasit ist die Zecke nicht an einer veganen Lebensweise interessiert. Erdbeeren sind für sie also uninteressant. Nicht aber das Blut derjenigen, die sie pflücken. Der Stich der Zecke, bei dem sie mit ihren scherenartigen Mundwerkzeugen (Cheliceren) die Haut des Wirtes aufreißt, bleibt dabei oft unbemerkt. Die Folge: Der Wirt spürt den Stich nicht und ist sich so der Gefahr, in der er sich befindet, nicht bewusst.
Nichts Leckeres im Gepäck?
Denn das Spinnentier hat es faustdick hinter den Ohren: Der Parasit kann bis zu 50 verschiedene Krankheitserreger mit sich tragen, die er während des Stechens an seine Opfer übertragen kann. Dazu zählen neben Borreliose-Bakterien auch FSME-(Frühsommer-Meningoenzephalitis-)Viren, die eine Erkrankung der Hirnhaut und des zentralen Nervensystems hervorrufen können. „Bei FSME greift das Virus das zentrale Nervensystem des Menschen an. Es beginnt mit Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, ähnlich einer Sommergrippe. Unter Umständen ist die Erkrankung damit überstanden. Bei einem Teil der Infizierten befällt das Virus jedoch das zentrale Nervensystem. Die mildeste Form der Erkrankung ist in diesem Fall eine Hirnhautentzündung (Meningitis)“, erklärt Dr. med. Udo Polzer, Ärztlicher Direktor und Chefarzt für Neurologie, Gerontopsychiatrie, Schmerztherapie und Schlafmedizin, Asklepios Fachklinikum Stadtroda. Eine schwere Form der FSME könne hingegen eine Gehirn- und Rückenmarkentzündung sein, so der Experte weiter. Hier sind nicht nur die Hirnhaut, sondern das ganze Gehirn und die Nervenwurzeln von der Erkrankung betroffen.
Sicher durch die Erntezeit
Für Erdbeerpflücker heißt es also: Aufgepasst! Um die Gefahr von Zecken einzugrenzen, gibt es eine Reihe von Vorsorgemöglichkeiten. Dazu zählt beispielsweise das Tragen von geschlossener und heller Kleidung, um dem Störenfried nicht nur das Andocken zu erschweren, sondern ihn im schlimmsten Fall auch rechtzeitig zu erkennen. Auch das Einsprühen mit Repellents oder das gründliche Absuchen der Haut direkt nach dem Ausflug können helfen, die Spinnentiere weiter auf Fastenkurs zu halten. Zusätzlich kann außerdem eine Impfung vor FSME schützen. Moderne FSME-Impfstoffe für Kinder und Erwachsene wurden bereits millionenfach in ganz Europa geimpft und werden von allen Altersgruppen gut vertragen. So kann man Erdbeeren gleich beim Pflücken ganz genießen – und das völlig ohne Zecken.