Der Irrglaube, Zecken würden im Wald auf Ästen lauern und sich wie Kamikaze-Flieger blindlings auf ihr Opfer stürzen, um sich in seiner Haut zu verbeißen, ist längst überholt. Tatsächlich lauern Zecken im Gras und mögen keine Höhen über 1,50 Meter. Sie beißen ihr Opfer auch nicht, sondern stechen mit ihren Mundwerkzeugen am liebsten in dünne, gut durchblutete und vor allem feuchte Haut. Besonders häufig sind sie deshalb an feuchtwarmen Körperstellen wie Achselhöhlen, Kniekehlen oder im Schritt zu finden.
Zecken im Gras lieben Feuchtigkeit
Feuchtes Laub, schwülwarme Sommertage und laue Gewitterregen – das alles bringt Zecken zum Schwärmen. Kein Wunder also, dass auch an Badeseen Zecken im Gras sitzen und das bunte Treiben gerne miterleben. Anders als wir Menschen erfreuen sich die kleinen Spinnentierchen allerdings nicht am traumhaften Anblick des glitzernden Wassers und der grünen Natur, denn die meisten Zeckenarten besitzen nicht einmal Augen. Viel eher orientieren sich Zecken im Gras durch ihren Geruchssinn, erspüren die Körperwärme der Menschen auf den Badetüchern um sie herum und nehmen das Kohlenstoffdioxid wahr, das diese beim Sonnenbad ausatmen. Zugegeben, das ist schon eine etwas eigenartige Art, den Sommer zu genießen.
Planschen in Badeseen mal anders
Wird es den Zecken im Gras des Badesees doch einmal zu ungemütlich oder sie möchten die andere Seite des Sees erkunden, machen sie sich gar nicht erst die Mühe, diese weite und beschwerliche Strecke selbst zu überbrücken. Schließlich reicht die Kraft der kleinen Tierchen auch nur für ein paar Meter Strecke. Also warten sie lieber auf das nächste „Hunde-“ oder „Mäusetaxi“: Blitzschnell halten sie sich beim Vorbeistreifen einer Maus oder eines Hunds am Körper fest und lassen sich von ihnen über das Gras und durch das Wasser des Sees transportieren. Sollte mal etwas schiefgehen und die Zecke verliert den Halt, kein Problem, denn Zecken können bis zu drei Wochen unter Wasser überleben.
Gefährliche Gesellen
Besieht man sich einen typischen Tag am Badesee einmal aus Zeckensicht, könnte man fast meinen, Zecken sind gesellige Genießer und eigentlich doch sympathischer, als ihr Aussehen vermuten lässt. Doch die Geselligkeit der winzigen Spinnentiere hat einen ganz pragmatischen Grund: Sie sind Blutsauger und die meiste Zeit ihres Daseins auf Nahrungssuche. Badeseen sind für Zecken also ein wahres Schlaraffenland und obwohl die Menge an Blut, die sie uns und unseren tierischen Gefährten absaugen, nicht lebensgefährlich ist, gehören sie trotzdem zu den gefährlichsten Tierchen Europas. Der Grund: Zecken übertragen bis zu 50 verschiedene Krankheitserreger, darunter auch die lebensbedrohlichen FSME-Viren und Borreliose-Bakterien.
Vernünftige Vorsorge für Mensch und Tier
Nicht alle Zecken tragen die gefährlichen Krankheitserreger in sich. Die Gefahr, durch FSME-Viren an einer Entzündung der Hirnhaut und des zentralen Nervensystems zu erkranken, wird zum Beispiel auf bestimmte FSME-Endemiegebiete, vor allem in Süd- und Ostdeutschland, eingegrenzt. Nichtsdestotrotz wächst das Verbreitungsgebiet stetig an. Wer beim Thema Zecken auf Nummer sicher gehen möchte, sollte von vornherein die richtigen Vorsorgemaßnahmen für sich und seine Liebsten treffen. Einen vollkommenen Schutz vor Zecken gibt es nicht und dass sich die Zecke auf den Körper setzt oder gar sticht, bleibt in der Regel unbemerkt. Daher ist es wichtig, den Körper nach dem Aufenthalt in der freien Natur nach Zecken abzusuchen. Wird ein Stich entdeckt, sollte die Zecke schnellstmöglich und sehr vorsichtig mit einer Zeckenzange entfernt werden.
Beim Sonnenbad kann es bereits helfen, ein besonders großes Badetuch am See unterzulegen, das für die lauffaulen Spinnentiere eine zusätzliche Barriere darstellt. Wählt man beim Badetuch und der Kleidung helle Farben, lässt sich das Krabbeltierchen auch schneller erkennen und entfernen. Wer sich am Badesee ungern in lange Kleidung und geschlossenes Schuhwerk hüllt, um Zecken keine Möglichkeit zu geben, in den Körper einzudringen, dem bieten Repellents eine zeitlich befristete Vorsorgemöglichkeit. Gegen FSME kann außerdem eine Schutzimpfung helfen.